Jeder soll den Arbeitsort wählen, der gerade zu ihm passt

Als unser Hauptsitz umgebaut wurde, lautete einer der häufigsten Wünsche: Bitte kein Orange mehr! Die Büros der Badischen Energie Servicegesellschaft liegen in der Zentrale der Stadtwerke Karlsruhe, die in den 70ern gebaut wurde. Nach fünfjähriger Neugestaltung sind statt Braun und Orange nun leichtere Farben angesagt: Grünpflanzen als Raumbegrenzungen, Teppichboden in Erdtönen und beruhigendes Blau an der Decke schaffen eine wohlige Atmosphäre.

„Ein Großraumbüro muss das Schutzbedürfnis des einzelnen Mitarbeiters erfüllen. Die Arbeitsplätze liegen nach dem Umbau dichter beieinander. Gleichzeitig sind 70 Besprechungsräume in verschiedenen Größen hinzugekommen, fürs Einzel-Telefonat bis hin zum Team-Meeting“, erklärt Architektin Frauke Strauß. Die Führungskräfte sitzen ebenfalls mit auf der Fläche – so wird die früher übliche, hierarchische Distanz abgeflacht.

In der neuen Arbeitswelt soll jeder den Ort wählen können, der gerade zu seiner Situation passt: Rückzug in eine Sitz-Nische neben der Kaffeeküche oder geselliger Austausch mit Kollegen am großen Esstisch. Sich als Beobachter am Rand halten oder anderen signalisieren: Hey, setz’ dich doch dazu! Für unsere Architektin sind fließende Übergänge zwischen Sozial- und Arbeitsflächen schon längst normal, sie tippte bereits während des Studiums gerne im Garten auf ihren Laptop und fand: „Your office is where you are!“

Warum sollten wir dann überhaupt noch ins Büro kommen? Schließlich sind heute auch unsere Arbeitszeiten flexibler geworden und wir können sogar tageweise von zuhause aus arbeiten. „Weil ein guter Arbeitsplatz andere Qualitäten bietet, als Wohnzimmer oder Cafés. Persönliche Interaktion geht tiefer als Skype, außerdem arbeitet kein Mensch auf Dauer gern allein“, weiß Frauke Strauß. „Ein Unternehmen braucht diese Zufälle, die im Austausch von Kollegen entstehen – das beschleunigt die Innovation gewaltig!“

Deshalb herrscht nach dem großen Umbau auch eine neue Atmosphäre im BES-Gebäude. Arbeitstechniken wie Design Thinking finden immer mehr Anhänger, man arbeitet agil wie in einem Architekturbüro, wo der Kunde früh erste Skizzen und kleine Modelle gezeigt bekommt, um herauszufinden, was für ein Haus er sich genau vorstellt. Apropos: Unsere modernen Arbeitsplätze gefallen auch dem Bund Deutscher Architekten – für die Gestaltung gab es erneut einen Preis!

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